Turm „Berta“
 

Es gibt ein Bild von diesem Dampfer, weil wahrscheinlich von jedem Schiff, dem man in der Weite des Ozeans begegnete, eine Aufnahme gemacht wurde. Vermutlich war es ein Ereignis, das auf hoher See nicht täglich eintrat, dass sich die Wege zweier größerer Schiffe kreuzten. Während mein Eindruck ist, dass es sich bei den Schiffen, auf welche der Kreuzer Karlsruhe traf, zumeist um Kriegsschiffe handelte, galt das Dreischraubenschiff Cap Polonio als der schönste und größte Passagierdampfer Deutschlands. Regelmäßig die Hamburg-Südamerika-Linie fahrend, war der Dampfer ein Immigrantenschiff, das Auswanderer zum Beispiel von Italien nach Argentinien brachte.

Auf dem Weg zu den Kapverdischen Inseln begegnet der Kreuzer Karlsruhe dem Dampfer Cap Polonio.

Ein Foto heißt „Turm 'Berta' in Feuerstellung“.

Auf diesen Turm war man stolz, er wurde derart personifiziert, dass er einen Namen haben musste. Das erinnert daran, dass auch Gewehre oder Bomben manchmal durch Frauennamen geadelt werden, um sie dem meist männlichen Bediener sympathisch zu machen. Das Besondere an den Kreuzern der K-Klasse war, dass sie zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Marine drei Drillingstürme als Hauptarmierung hatten. Offenbar war die Anordnung der Drillingstürme insofern neu, als nicht zwei der Türme in vorderer Position und der dritte achtern war, sondern die Reihenfolge der Türme genau umgekehrt verlief. Außerdem befanden sich die beiden hinteren Türme nicht wie sonst in der Mittelschiffsachse, sondern seitlich von ihr. Dadurch, dass Turm „Berta“ um 2,25 Meter nach Backbord und Turm „Cäsar“ um 1,95 Meter nach Steuerbord versetzt worden war, wurde eine bessere Ausnutzung des Seitenrichtbereichs erzielt, so dass die Türme um einige Grade weiter nach Backbord bzw. Steuerbord voraus feuern konnten.

Der Turm „Berta“ wurde sogar in dem Buch zur Linientaufe 1932 (der Meeresgott Neptun spricht  zu Kapitän Degenhardt) verewigt (S. 16):

Es folgen Bilder, die den Kreuzer mitten auf dem Meer zeigen, kurz vor dem Ende der Weltreise wurde noch das Artillerieschießen geübt.

Vorbei an der französischen Verbannungsinsel Fernando Nohona ging die Reise weiter zu den mitten im Atlantik gelegenen Kapverden („Cap Verde“ gleich „Cabo Verde“), wo der Kreuzer Karlsruhe auf der Insel Sao Vicente im Hafen von Porto Grande anlegte. Die Insel war zwar schon im 15. Jahrhundert von den Portugiesen entdeckt worden, aber trotz vieler Besiedlungsversuche bis Mitte des 19. Jahrhunderts unbewohnt geblieben. 1838 jedoch wurde der Hafen Porto Grande errichtet, der als Kohlelager für die den Atlantischen Ozean überquerenden Schiffe dienen sollte. Erst damit begann eine Besiedlung der Insel.

Von den Kapverdischen fuhr das Schiff zu den Kanarischen Inseln. Der Kreuzer Karlsruhe und sein Schwesterschiff, der Kreuzer Köln, sind gleichzeitig in Santa Cruz de Teneriffa gewesen. Es gibt  eine Hafenansicht, auf der die beiden Schiffe winzig zu sehen sind. Wenn der Untertitel des Fotos nicht behauptete, dass es sich um die zwei Kreuzer handelte, würde man es nicht erkennen.

In Santa Cruz de Teneriffa verließ der Kommandant das Schiff, auf dem Bild stehen die Seeleute Spalier. Auf Teneriffa gab es auch noch einen nicht näher erläuterten Ausflug ins Grüne. Das Foto zeigt den „Ausflug der I. Div.“, recht gut gelaunte Männer sitzen im Gras, einige von ihnen trinken Bier.

Käpten Degenhardt, der hier

Erster Artillerie-Offizier;

Ist in Liebe zugetan

Berta und auch Barbaran.

Diese beiden netten Damenbegleitung

Unter ihren Schutz ihn nahmen.


Barbara schützt mit heilgensegen

Des A.O. Granatenregen,

Das zu jedermanns Ergötzen

Er die Scheibe konnt zerfetzen.


Berta, die „turm“dicke Frau,

die selbst macht so viel Radau,

Gibt für's Sieges-Bierfass Platz

Nachts beim Artillerie-Rabatz.


Solchen Damenflirt zu lohnen

Trägt der Ort zwo Kanonen.

...