Erster Landgang Fortsetzung
 

Von Port Said, der Stadt, die ihr Entstehen dem Bau des Kanals zu verdanken hat, gibt es keine weiteren Aufnahmen, aber eingelaufen in den Hafen ist der Kreuzer Karlsruhe doch: Zur Unterhaltung der Besatzung, die bis zu ihrem nächsten Ziel 1.050 Seemeilen an Bord würde bleiben müssen, immer die lange Wasserstraße entlang, hatte man einheimische „Zauberkünstler“ eingeladen, die zur sichtbaren Begeisterung der Matrosen dort ihre Tricks vorführten.

Sogar der deutsche Konsul muss dem Kreuzer Karlsruhe die Ehre gegeben haben. Fotografiert für das Album wurde allerdings nur sein Diener – in Landestracht und mit einem Säbel in der Hand.

Es folgen zahlreiche Bilder aus Massaua, damals zu Italiens Kaiserreich Äthiopien gehörend – auch das war ein Ort, der mir nicht geläufig war und den ich erst auf der Landkarte suchen musste. Es gibt eine Aufnahme eines italienischen Kanonenbootes mit dem Namen Lepanto, ebenso wie das Einlaufen des Kreuzer Karlsruhe in den Hafen bildlich dokumentiert ist.

Vermutlich bei Port Said aufgenommen wurde der englische Kreuzer Vindictive, ein Schulkreuzer wie der Kreuzer Karlsruhe auch er. Der unversöhnliche Name des englischen Schiffes – in seiner Übersetzung „nachtragend“, „rachsüchtig“ – macht einem Kriegsschiff Ehre. In des Großvaters Nachlass befindet sich ein kleines Heft mit heraustrennbaren Schwarzweiß-Postkarten von Port Said.

Wie die am Kai versammelte Menschenmenge belegt, muss das Einlaufen eines Schiffes ein großes Ereignis gewesen sein. Es sieht aus, als habe die Besatzung in Massaua Landgang gehabt, und wenn die Anzahl der Bilder ein Kriterium für die Dauer des Aufenthaltes ist, war der Großvater wohl mehrere Tage dort.

Die Bildunterschriften erklären die Motive: „Karawanenführer“,

„Wasserpfeifenraucher“,

„Negerfrauen“,

„Gouverneursgebäude“,

„Botanischer Garten“,

„Straßenbild“.

Nicht zu vergessen: „Zuschauer beim Auslaufen aus Massaua“ – das Bild zeigt ein Boot voll mit Einheimischen, die den Kreuzer Karlsruhe verabschieden.

Dem folgt die Aufnahme eines namenlosen U-Bootsmutterschiffes in Aden und einer Serie von Bildern zu „Sturmfahrten im Indischen Ozean“, die recht gefährlich aussehen. Gefährlich muss es tatsächlich auch gewesen sein, denn auf Grund der knapp bemessenen Materialstärken für das Schiff, wegen der Gewichtseinsparung als Erfordernis des Vertrages von Versailles, ergab sich sehr schnell, dass das Schiff hohen Beanspruchungen im Seegang nicht gewachsen war. Wegen der geringen Breite konnte es schon bei kleinen seitlichen Verschiebungen oder bei Querwinden stark schwanken. Deshalb wurde einige Jahre später um den „leichten“ Kreuzer Karlsruhe eine Außenhaut gelegt, die ihn breiter, schwerer, langsamer, aber dafür stabiler machte.