Durban
 

Weit über 1.000 Seemeilen weiter lief der Kreuzer Karlsruhe in Südafrika im Hafen von Durban ein. Beim Anlegen des Schiffes wurde als Erstes wieder eine große Menschenmenge an Schaulustigen fotografiert; im Hintergrund sind Gebäudehallen zu erkennen, mit Randles Bro beschriftet – wenn die Firma Verpackungsmaterialien herstellte, existiert sie heute noch. Ich fand doch zumindest den Namen eines solchen Unternehmens auf der Internetseite der Stadt.

Faszinierenderweise gibt es auch ein Bild des Rathauses, welches ich – auf einem Buntfoto – genauso auf der Internetseite der Stadt Durban des Jahres 2003 sah. Das Überraschende für mich daran ist wohl weniger, dass das Gebäude immer noch steht und und nach wie vor für den Verwaltungsapparat der Stadt genutzt wird, als die Vorstellung, welch unterschiedliche Herren von 1930 bis heute in ebendiesem Gebäude, welches im Vergleich mit der Aufnahme im Album meines Großvaters äußerlich völlig unverändert scheint, über das Wohl der Stadt und ihrer Bewohner bestimmt haben.

Aus Durban gibt es die ersten Aufnahmen des Großvaters in Gesellschaft von Damen. Es ist kaum auszuschließen, dass sowohl der Großvater als auch seine Kameraden sich in den verschiedenen Häfen des Öfteren in Damenbegleitung befanden. Allerdings wird die kurzzeitige Begleitung bei den Landgängen vornehmlich anonym und manchmal vielleicht sogar gegen Bezahlung gewesen sein. In Durban aber scheint man sich Gesellschaft auf das Schiff eingeladen zu haben: Zwischen dem Großvater und einem seiner Kameraden steht eine junge Frau, die bei beiden untergehakt ist und die Kreuzer-Karlsruhe-Matrosenmütze eines Dritten auf dem Kopf trägt, über dem Bild steht „Bordfest auf Kreuzer Karlsruhe“. Unmittelbar danach folgt ein Foto, das den Großvater und zwei Damen beim Landgang zeigt – möglicherweise Bekanntschaften vom Bordfest, die er wiedergetroffen hatte. Die Damen sind weißhäutig und möglicherweise sogar aus „gutem Hause“. Andernfalls hätte der Großvater sich gewiss nicht mit ihnen fotografieren lassen, um dieses Bild in der Heimat zu zeigen und in sein Album zu kleben.